Das Geheimnis in uns

Wo Geheimnisse gelüftet werden, steigt die Spannung.

„Es ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart.“

Dan. 2. 28
Noch 4 Tage, bis Gottes großes Geheimnis gelüftet wird. Da wird etwas aufgedeckt, was bisher verborgen war. Gott entpackt den Gabentisch. Diese Offenbarung gibt einen AHA-Effekt. Jesus Christus lässt eine neue Zeit anbrechen. Da wird in einem beschwerlichen Lebensrhythmus der Menschen etwas grundsätzlich anders. In einem Stall, findet ein geschichtlicher Umbruch statt. Zwischen Heu und Stroh beginnt das Gottes Reich. Der Schöpfer der Welt startet eine Neuschöpfung  in einem Futtertrog. In einem ärmlichen Bild malt Gott sein Geheimnis von sichtbarer und unsichtbarer Welt in die Geschichte. Da fällt ein Funke Ewigkeit in eine Krippe. An dieser Offenbarung, kann jeder einfache Mensch erkennen wie Gott tickt. Ab jetzt verkörpert sich für den Menschen etwas bisher Unfassbares und wird zum Sehen, Riechen und Anfassen. Der unerreichbare Gott, wird in einem Baby liebenswert. Er macht seinen Jesus zu meinem Kind. Das ist das unvorstellbare Geheimnis, dass er mir dieses Kind schenkt. Ich bekomme Familienzuwachs aus Gottes Welt. 

Dieses Geheimnis ist dadurch nicht in erster Linie eine weltbewegende Geschichte, sondern eine absolut persönliche. Durch Christus beginnt in mir die Neuschöpfung. Das ist das große Geheimnis an Weihnachten. Das große Schenken liegt darin, dass wir nicht als Kirche und Gemeinde in einem umfassenden Kollektiv beschenkt werden, sondern Gott mich ganz persönlich mit seinem Geschenk überschüttet. Das globale Reich wird ganz klein und lokal. Reich Gottes wird nicht zu einer Massenveranstaltung, sondern zu einer ergreifenden persönlichen Veränderung. Gottes Geheimnis offenbart sich in mir. Wir selbst sind die, die umgebrochen werden und in denen das Geheimnis gelüftet wird. 
Reich Gottes sind nicht die prallgefüllten Kirchen an Weihnachten. Das Geheimnis lüftet sich nicht in großen, engagierten Programmen, die viel für´s Auge bieten. Das Geheimnis offenbart sich ganz im Stillen, wo wir das Kind bekommen. Wo wir Raum schaffen für diese Geburt und alle Zimmer neu einrichten, die Möbel umstellen, dass diese Kind ein Zuhause bekommt. Noch ist Advent, die Zeit der Vorbereitung, in der wir unser Leben ausmisten können, um Platz zu schaffen. Noch können wir uns selbst infrage stellen, ob alles bereit ist, dass dieses Geheimnis mich verändern kann. Das Reich Gottes kommt nicht von außen auf uns zu, es will in uns entstehen.
Was muss geschehen, dass dieses Geheimnis sich in uns offenbart?

  

Wir sind schwanger

Jes. 29, 17-24

Was hat ein Mönch mit Kinder kriegen am Hut? Da spricht doch ein Elefant über Webseitenprogrammierung. Schwangerschaft ist doch Frauensache. Doch „wir sind schwanger“ wird inzwischen immer farbiger. Wenn sich das Wunschkind ankündigt, ist es ein sich überschlagender Freudenausstoß, bei dem der Himmel voller Geigen hängt. Ist es ein Unfall, dann ist es der Ruf des Entsetzens, der in die Schockstarre führt. Für die neuen Lebensformen von Ehe für alle, wird der Ausruf: wir sind schwanger, zumindest auf natürlichem Wege ausbleiben.

Jesaja kündet im heutigen Text die Glücksform von Schwangerschaft an.

  • Die Geburt kündigt sich an

In einer kleinen Weile, so soll der Libanon fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden. Die Tauben werden die Worte des Buches hören, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel sehen; die Elenden freuen sich am HERRN, und die Ärmsten werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels.

Propheten werden gerne als Träumer und Phantasten angesehen. Jesaja sieht hier Dinge, wo sich nicht im Geringsten etwas erahnen lässt, das sich je an den augenblicklichen Zuständen etwas ändern wird. Er konfrontiert das auserwählte Volk, mit einer Welt, bei der er das Blaue vom Himmel erzählt. Die Verheißung die er bringt, wirkt bar jeglicher Realität. Er beschreibt das Gegenteil, von dem, was die Menschen gerade durchmachen. Zunächst muss das wie ein billiger Trost klingen, wenn nach einer kleinen Weile, die Welt total anders aussehen soll.

Doch Jesaja ist ein großer Visionär und ein grandioser Menschenführer. Er setzt einen Zielpunkt. Er sieht bereits bei der Zeugung das entbundene Kind. Wo noch nichts da ist, sieht er schon in der Ankündigung die vollendete Welt Gottes. Allein, indem Gott sagt, ich mache das Land fruchtbar, sieht er schon den blühenden Acker. Wo Taube das Wort hören, geht es nicht mit natürlichen Dingen zu. Mit diesen gegensätzlichen Bildern, schafft er noch weit ab von Karfreitag und Ostern, dem Christus eine Plattform. Das erlösende Wort schlägt auf, bevor Christus den Boden dieser Welt betritt. Wo Gott sein heilendes Wort ausspricht, ist der Christus schon da. Wo die Verheißung den Menschen trifft, ist er von der Herrlichkeit befruchtet. Wenn Gott sein neues Reich ankündigt, dann ist es uns bereits durch das ausgesprochene Wort in die Wiege gelegt. Allein Gottes Absicht, dass sich die Elenden freuen, entzieht dem Elend das Erdrückende. Wo die Verheißung auf das Volk gelegt ist, sind die Menschen von Erlösung schwanger.

Die Israeliten mussten noch die kleine Weile bis Christus aushalten, die uns erspart bleibt. Wir haben Christus, die Erlösung nimmt bei uns schon Formen an, somit können wir ganz anders auf die Geburt des Gottesreiches zugehen.

  • Die Wehen setzen ein

 Mit den Tyrannen wird es ein Ende haben, mit den Spöttern aus sein, und die Unheil anrichten werden alle vertilgt, welche die Leute schuldig sprechen vor Gericht, und beugen durch Lügen das Recht des Unschuldigen.

Wehen sind der ungemütliche Teil der Geburt. Geburt ist nicht nur schön. Geburt tut weh. Aber mit der Geburt ist das Ende in Sicht. Unter den Schmerzen fängt gleich ein Kind an zu schreien. Der Herrlichkeit Gottes gehen Tyrannen, Lügner und Spötter voraus. In allem Unrecht der Welt, wird das Heilige entbunden. Das Bedrückende, das Schmerzhafte, das Unerträgliche gehört zum Leben und gehört erst recht zum Glauben. Wir müssen unsere Sündhaftigkeit als die Voraussetzung für die Neugeburt begreifen. Das schuldig sein des Menschen ist der Geburtskanal für Christus. Der von Gott getrennte Mensch ist der Anfang vom Ende. Trennung, Schuld, Unrecht sind die Schwangerschaft, doch nie das Leben an sich. Schwangerschaft hat seine Zeit und hat sein Ende. Lügen und betrügen ist auf das irdische Zeitfenster begrenzt. In Anbetracht eines ewigen Lebens ist das wie Staub wischen auf einem Sideboard. Leicht feucht drüberfahren und es steht wieder da wie aus dem Katalog. Schuld erfahren und sich schuldig machen ist begrenzt.

Schmerzhaft bleibt es nur dort, wo wir meinen, die Wehen seien das eigentliche Leben. Wenn kein Ende in Sicht ist, kann das Leben keine Hoffnung haben und ist das Dasein zu zum Verzweifeln. Das eigentliche im Leben ist die Geburt. Das ist das Fest, das die schmerzhafte Zeit verblassen lässt. In Staub und Asche wird Reich Gottes geboren. Mitten in den Wehen unerträglicher Tage, feiert der Glaube das Fest der Auferstehung.

  • Das Kind ist da

Darum spricht der HERR: Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen. Denn wenn sie ihre Kinder in ihrer Mitte sehen werden, die Werke meiner Hände, werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Gott Israels fürchten. Und die, welche irren in ihrem Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.

Mit der Geburt verändert sich alles. Da dreht sich alles ums Kind. Die Wochen und Monate davor, die einem zu schaffen machten, verlieren ihre Dramatik. Durch Christus wird das Bedrohliche kleiner. Die Herrlichkeit Gottes ist schon vollendet erschaffen, auch wenn wir uns noch mit dem schuldig sein und werden auseinanderzusetzen haben. Doch durch Christus warten wir nicht auf die Geburt, sondern haben sie schon. Mit Christus findet die Geburt des Reiches Gottes statt, mitten in den Wehen der Welt. Wir leben im Umbruch des Neuwerdens. Wir leben zwischen Erfüllung und Verheißung. Was diese Geburt auslöst, ist erfahrene Erlösung. Wir stehen bereits in der Segenslinie von Abrahams Kindern. Das Gesicht bekommt unter Schmerzen bereits wieder Farbe. Die Geburt steht uns nicht bevor, sondern wir stehen mittendrin. Da sind dann Menschen, bei denen Gott wieder zu seinem Recht kommt. Da beten mitten im Unheil die Glaubenden den Heiligen an. Die, die am Leben irre geworden sind, fangen wieder klar zu denken an.  Die über die Wehen Murrenden, begreifen das Geheimnis des Lebens. Da können wir voller Hoffnung leben, auch wenn uns die Politik unseres Landes uns gerade jede Hoffnung nimmt. Bei dem dieses Reich geboren wird, für den wird jeder Schmerz zur Erfüllung der größten Verheißung.

Der Glaube lebt über die Wehen hinaus. Der Glaube hält das Kind in den Armen, auch wenn es noch nicht voll da ist. Verzweifeln wir noch in den Wehen, oder können wir die Geburt kaum erwarten?

Wir sind schwanger!

Loslassen ist eine Geburt

An jedem Abend stirbt der vergangene Tag, damit am naächsten Morgen ein Neuer zum Leben erwacht.
„Du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.“

PS. 116, 8
Sterben und wieder lebendig werden, ist das Thema unseres Lebens. Vom Tode erretten, ist Gottes großes Thema. Gott setzt zu allem Sterben ein Gegengewicht. In all unserem Abwärts liegt ein Aufwärts. Krankheit, Leiden und Schmerzen sind so normal wie sein Retten. Dass Augen weinen, Füße dahingleiten und keinen Halt mehr haben, gehört zum Leben. 
Schwachsein und Sterben gehören zu einem natürlichen Lebensprozess für etwas Neues. Bei der Geburt verlassen wir den Mutterschoß. Wir trennen uns von dem bestumschützten Raum, für ein aufregendes Dasein in Freiheit. Dazu werden wir gestillt und abgestillt. So ist das ganze Leben voller Prozesse des Loslassens, Absterbens, hinter sich Lassens und neu Werdens. Der heutige Tag ist abends vorbei. Er stirbt, wir trennen uns, er ist nur noch Erinnerung. Am nächsten Morgen beginnt etwas Neues. Zwar machen wir oft im alten Trott weiter, nehmen die Schmerzen von gestern ins Heute, doch der neue Morgen hat zunächst etwas total unverbrauchtes, in dem alles möglich ist. 
Wenn Gott vom Tode errettet, hat das mit einer tiefgreifenden Lebensgestaltung zu tun. Rettung ist immer ein Umbruch für das danach. Nichts bleibt im Tod, nichts bleibt im Aus. Gerade dort, wo wir uns als Schach matt sehen, hat Gott noch einen Zug und noch einen. In Retten liegt Gottes schöpferische, befreiende, erlösende und erneuernde Macht. Nach Tränen, nach dem Gleiten kommt noch was. Im Retten liegt aller Trost der Welt. Im Retten liegt die Geburt zum Leben in Freiheit. Vom Tode erretten, bringt das Unsterbliche ins Leben. Da sind die Krisen nicht das Ende, sondern der Beginn eines neuen Morgens.
Ist es da nicht möglich, in allem Weinen und Gleiten, diesem Retten viel mehr Bedeutung zu schenken?

Der Thronfolger vom Dienstmädchen

Luk.1, 26-33, 38
38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. 
Wer bin ich? Derjenige, der diese Frage für sich nicht beantwortet, bleibt belanglos. Wer nicht sich selbst ist, will ein anderer sein. Einer von vielen, so wie ihn sich die Gesellschaft, die Mode oder eine Gemeinschaft denkt. Wer nicht weiß, wer er ist, dem sagen andere, wie er zu sein hat. Irgendwann muss jeder sich selbst auf den Grund gehen, dass er nicht zum Irrtum in dieser Welt wird. Gerade der Glaubende, muss sich diese Frage stellen, damit sich die gottgegebenen Gaben voll entfalten. Wer nicht das ist, was er ist, wird nie sein Potenzial ausschöpfen und in der Sehnsucht nach dem Anders sein verkümmern.  Im Ja zu sich selbst, geschehen die größten Wunder.
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1. Wer weiß, wer er ist…

„Maria sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd;“

Diese Frau fasziniert! Eine Schrecksituation, die sie gerade erlebt, und dann solch eine reife Antwort. Kurz und knapp erklärt sie ihr Selbstverständnis. „Ich bin des Herrn Magd.“ Sie weiß, wer sie ist. Sie weiß, wozu sie da ist. Sie hat sich darüber bereits Gedanken gemacht. Sie hat die fixen Werte in ihrem Leben so verankert, dass sie diese in einer Ausnahmesituation, voll auf den Punkt bringt. Das was hier abgeht ist ja kein entspanntes Gespräch unter Freunden; Maria wird mit der größten Herausforderung ihres Lebens konfrontiert. Mit 5 Worten schafft sie es, ihr entscheidendes Lebensprogramm zu benennen. Wer macht ihr das nach? Wer kann mit 5 Worten den Grund seiner Existenz nennen? Wie lange würden wir brauchen, um jemand zu erklären, wer wir sind? Die Werbung würde sagen: Maria ist ein Marketing-Ass.
Ihr Geheimnis ist, ihr „ich bin“ definiert sie über den „Ich-Bin-Gott“. Wo Gott sein ich bin spricht, kommen Himmel und Erde in Bewegung. Dieses „ich bin“ ist umfassende Schöpfung, ist Anfang und Ende und das Fundament der Unendlichkeit. Ich bin, ist die totale Gottesgegenwart in Zeit und Raum. Es ist Gott in seiner Vollkommenheit. Ich bin ist Gott alles in Allem. Marias ich bin, ist mit Gottes ich bin eins. Sie versteht sich als Teil des Handeln Gottes. Ihre Größe ist, dass sie Gott an sich groß sein lässt. Ich bin das, was Gott aus mir macht. Ihr Sein, ist ein in Gott sein. Ihre ehrgeizigen Ziele sind, Gottes Gebrauchsgegenstand zu sein. Ich bin Dienstmädchen des Ewigen. Selbstverwirklichung ist für sie Gottesverwirklichung. Sinn entsteht dort, wo Gott etwas für das Heil der Welt einpflanzen kann. Für Gott ist Maria die Traumfrau, die den Erlöser auf die Welt bringt, denn wer weiß, wer er ist…
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2. …an dem geschieht etwas

„Maria sprach: mir geschehe,“

Wenn etwas an uns geschieht, kommen wir uns so fremdbestimmt vor, als hätten wir überhaupt nichts mehr zu melden. Geschehen lassen wirkt so passiv, so ausgeliefert, so in die Ecke gestellt. Mir geschehe, passt eigentlich gar nicht mehr in unsere Zeit. Da zählt Pfefferspray, Elektroschocker und Selbstverteidigung. Wehe, wenn da einer zu nahe kommt, dann aber…
Bei Maria steht das mir geschehe in dem direkten Zusammenhang mit ihrem ich bin. Wo die Person in der Existenz Gottes steht, liegt in allen Handlungen, die auf sie treffen Führung. Es geschieht nicht irgendwas an uns, sondern es vollzieht sich der Ich-Bin-Gott. Mir geschehe, ist deshalb kein planloses Warten, sondern gespannte Aktivität auf dieses Handeln zu. Es ist ein bewusstes Gott an sich geschehen lassen. Ich gebe ihm ein hellwaches Freizeichen, für sein Ankommen. Mir geschehe, sind die geöffneten Hände von Kecharismai. „Du darfst kommen, du darfst mich ausfüllen, du darfst mich berühren, und du darfst mich gebrauchen.“ Darin steckt die ganze Sehnsucht, dass Gottes Gaben sprudeln und ein Leben über sich hinauswächst. An uns geschehe etwas, was menschlich nicht mehr begreifbar ist. Das ist das Öffnen für die Wunder, der Jungfrauengeburt, der Krankenheilung und Stillung des Sturmes. Was an uns geschieht ist größer, als wir je selbst bewegen können. Hier kommt der Himmel auf die Erde. Das ist die stärkste Kontemplation, die je ein Mensch erreichen  kann. In dem mir geschehe, befruchtet Gott die Erde. Es ist der heiligste Moment der Gottesbegegnung. Es ist das Auffangbecken für die Energieentladungen Gottes.
Mir geschehe steht gegen die Macher. Reich Gottes wird nicht produziert und veranstaltet. Die Kirche braucht keine gigantischen Entertainer und engagierte Eventmanager, sondern viel mehr Freiräume, in denen sich Gott ereignen kann. Lobpreis geschieht nicht in stimmungsvollen Veranstaltungen, die Glücksgefühle ausschütten, sondern im Lobpreis der Maria: Mir geschehe. Wie soll denn Christus in dieser Welt geboren werden, wenn nicht durch Menschen, die unter dem handelnden Gott aushalten?
Großes geschieht, wenn sich das ereignet…
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3. …was ein Größerer sagt

„Maria sprach: mir geschehe, wie du gesagt hast.“

Was an Maria geschieht, ist das Wort. Sie gibt dem Wort, sie gibt somit Christus Raum. Der Christus im Wort, schafft sich selbst einen Schoß in dieser Welt. Christus ist vom Anfang der Schöpfung an Gottes Seite, aber durch das Wort, das Maria an sich geschehen lässt, entsteht die Menschwerdung Gottes. Erlösung kommt in die Welt, wo das bereite Herz vom Wort befruchtet wird. Durch diese Haltung hat Maria ihren besonderen Status in der Kirche erhalten. Nirgends wird deutlicher, wie durch einen bereiten Mutterschoß Christus in die Welt kommt. Bis heute wird in der Verschmelzung von Wort und erwartenden Menschen Christus geboren.  Wo nur eines von beiden fehlt, kann es in dieser Welt weder Advent noch Weihnachten werden. Ein bereites Herz ohne das Wort geht leer aus und das Wort, das keinen vorbereiteten Raum findet, bleibt unfruchtbar. Wenn wir der Frage nachgehen: warum ist in der Kirche und den christlichen Gemeinschaften so wenig von dem Stallgeruch des neugeborgenen Jesus zu riechen und zu erleben, dann werden wir hier fündig.
Die Krippe ist deshalb leer, weil sie oft mit persönlichen Interessen und Lasten gefüllt ist. Oft kommt es zu Fehlgeburten, weil das Wort am Unglauben für eine Neugeburt abprallt. Man hält es gar nicht mehr für möglich, dass es unter diesen schrecklichen Umständen, in denen wir gerade leben, noch zu einer Befruchtung kommen kann. Man lebt zwar in anderen Umständen, jedoch in solchen, die den letzten Funken Hoffnung rauben und statt einem anbrechenden Königreich den Weltuntergang sehen.
Um Persönlichkeiten des Glaubens zu sein, müssen wir wie Maria klar wissen wer wir sind. Dienstmädchen des Höchsten zu sein, ist ihre einzigartige Erfüllung. An sich geschehen lassen, macht sie zur größten Frau der Kirche. Wo das Wort uns befruchtet, kommt ein König zur Welt.
Wie viel Advent wird durch unser Leben geboren?

Lauschen bringt einen König zur Welt 

Menschliche Größe liegt in dem Mut drunter zu bleiben.
„Josua fiel auf sein Angesicht zur Erde nieder, betete an und sprach: Was sagt mein Herr seinem Knecht?“

Jos. 5, 14
Welch eine faszinierende Größe, liegt in dieser bescheidenen Frage. Dahinter steckt die Haltung der bewegensten Frau der Welt, Maria. Sie antwortete dem Engel: Ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Danach kam der Erlöser zu Welt.

Große Dinge geschehen, wo Menschen sich vor Gott klein machen. Sich auf sein Angesicht fallen lassen, sich unter Gott stellen, macht Menschen groß. Sich zum Knecht und zur Magd machen, schafft Persönlichkeiten. Gebrauchsgegenstand Gottes zu sein, verändert die Welt. Wo das was Gott sagt, Gehör findet, wo Menschen dem Reden Gottes Raum verschaffen, hat Gott freie Hand, die Erde zu erneuern.
Mit der Frage: Was sagt mein Herr?, wird Christus in der Welt geboren. Wer sich dem Wort öffnet, bringt den König zu den Menschen. Was sagt mein Herr, ist die die Frage: Wer bestimmt mein Leben? In dieser Frage steckt der Mut, sich zum Diener machen zu lassen. Es ist der Mut, über sich Führung zuzulassen. Das ist gelebte Anbetung. Das ist der Anfang für die Auferstehung.
Die Adventszeit will uns bereit machen, zum Hören, auf das was der Herr sagt. Sie will Gefäße vorbereiten, sie will einen Mutterschoß schaffen, in die das Wort hineinfällt. Diese Wort will befruchten, dass in Menschen Christus zur Welt gebracht wird.
Wo kann im Adventsrummel solch eine Befruchtung stattfinden? Wo finden wir im Weihnachtsstress den stillen Raum, in dem wir auf unser Angesicht fallen können?

Ein Zwilling kommt selten allein

Römer 6, 3 – 8
 
Ein Zwilling kommt selten allein
Zwillinge – Fluch oder Segen?  Das fragen sich vermutlich erst einmal alle werdenden Eltern, wenn der Frauenarzt beim Ultraschall verkündet, dass da mehr als ein Embryo heranwächst. Doch eine Zwillingsschwangerschaft bedeutet auch Elternglück im Doppelpack!
Wie ist ein Leben, wenn nochmals einer da ist wie ich? Kann sich da überhaupt eine Persönlichkeit entfalten? Findet im Doppelpack eine Potenzierung oder eine Einschränkung des Lebens statt?
Paulus entwickelt tiefgreifende Gedanken für eine unzertrennliche Beziehung.
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1. So wie er, so auch ich

Ihr wisst doch, was bei der Taufe geschehen ist: Wir sind auf den Namen Jesu Christi getauft worden und haben damit auch Anteil an seinem Tod. Durch die Taufe sind wir also mit Christus gestorben und begraben. Und wie Christus durch die Herrlichkeit und Macht seines Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir ein neues Leben führen. Denn wie wir seinen Tod mit ihm geteilt haben, so haben wir auch Anteil an seiner Auferstehung. Damit steht fest: Unser früheres Leben endete mit Christus am Kreuz. Unser von der Sünde beherrschtes Wesen ist vernichtet, und wir müssen nicht länger der Sünde dienen.“

Wo Menschen aus dem Teufelskreis aussteigen wollen, aus dem, dass alles zugrunde geht, was eigentlich leben will, aus dem, dass alles verwelkt was blühen möchte, kommt nicht an Christus vorbei. Das unsterbliche Lebens-Geheimnis, offenbart sich, in einem ganz engen Verbund mit Christus. Zwei Existenzen gehen auf eine Eizelle zurück. Oder zwei Zellen müssen sich zu einer verschmelzen. Nur damit lässt sich ein tiefer Schaden des Menschen aus der Welt schaffen. Das natürliche Mensch sein, steht eben im Widerspruch zu Gott. Gott und Mensch passen zusammen wie zwei linke Sofa Füße. Da klaffen Welten auseinander. Der Mensch aus sich ist nicht gut, weil er den Guten ablehnt. Mensch sein steht grundsätzlich im Unguten, im Bösen, im Schlechten und endet mit Untergang, Zerrüttung, Krankheit und Tod.

Es gibt kein Mittel, keine Technik oder psychologische Strategien, mit der wir diese Adams-Struktur abtrainieren können. Wenn der Mensch nicht sterben soll, muss das frühere Leben sterben. Es muss das von Gott-Getrennt-Sein sterben. Sünde muss ans Kreuz. Die alte Wesensart muss weg. Das geschieht durch die Zwillingsgeburt mit Christus. Dort wird etwas Neues geboren, wo sich das Erbarmen Gottes mit verdorbener Menschlichkeit verschmilzt. Wir meinen oft, Sünde wird dadurch überwunden, dass wir über uns und die Welt nachdenken. Daraus folgern wir, wir müssen an uns arbeiten. Wir entschließen uns, neue Verhaltensweisen anzueignen. Wir bemühen uns, schlechte Gewohnheiten abzutrainieren und Gute einzuüben. Nicht schlecht! Wer will da behaupten, dass das falsch sei? Eine absolut edle, humane Gesinnung.
Doch bei Sünde geht es nicht um schlechtes Verhalten, sondern um Feindschaft gegen Gott. Die kann man nicht abschütteln, indem wir es morgen „besser machen“ wollen. Es wäre leicht, ein neues Leben zu beginnen, wenn da nicht die geheimen, unheilbringenden Zwänge wären.  Sie sind die treibende Kraft, dass sich die Menschen auseinanderleben, auseinanderstreiten und sich gegenseitig misstrauen. Da muss ein Zweiter unser früheres Leben vernichten. Wir sind ein Christus-Zwilling. Wie kommt es zu so einer engen Verbindung mit Christus? Wenn wir dem nachgehen, suchen wir meistens an der falschen Stelle. Sie geht erstaunlicherweise auch nicht auf das Wort, auf Gemeinschaft oder gar Eucharistie zurück.
Das neue Mensch sein kommt aus der Taufe. Hier überrascht Paulus die Glaubenden, die oft darin ein weniger bedeutungsvolles Ritual sehen. In der Taufe entfalten sich Tod und Auferstehung Christi. Die Taufe bindet uns an den Christus, der das von Sünde beherrschtes Wesen vernichtet. Mit unserem Namen, mit unserer Person verbinden sich der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Die Taufe reißt mich mit meinen alten Adam auseinander. Darin liegt der Ursprung von Kirche. Christus und die Getauften bekommt man nicht mehr auseinander. Die gängigen Praktiken von Kindertaufe und Wiedertaufe haben einen Schatten auf diese zentrale Botschaft gelegt. Auch wenn die Kirche Steuerzahler aus der Taufe rekrutiert, beginnt darin das Neue in Christus. Gott hat damit den alten sündigen Menschen durchgestrichen. Gott interessiert sich nicht mehr für den alten Adam. Für ihn ist er tot. Durch die Taufe sind wir durch Christus gerecht gemacht. Das ist kein nettes Symbol von Besprenkeln oder eine eindrucksvolle Geste des Untertauchens, es ist Tod des Alten. Im Kampf mit dem Bösen hat Luther nicht gebetet und meditiert, sondern sein Tintenfass geworfen und geschrien: Ich bin getauft!
Darauf müssen wir uns besinnen und etwas ganz neu lernen. Als Zwilling haben wir einen neuen Status Quo.
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2. Krisensicher im Doppelpack

 Wer gestorben ist, kann nicht mehr beherrscht werden – auch nicht von der Sünde. Sind wir aber mit Christus gestorben, dann werden wir auch mit ihm leben – davon sind wir überzeugt.“ 
Unzertrennlich mit Christus, lebt es sich gravierend anders. Von einem Toten, kann man nichts mehr fordern, da ist nichts mehr zu holen. Neu ist, dass das Alte weg ist. Mein Altes, meine Schuldgefühle, das nicht genügen können, sind weg. Hier ist nicht nur ein reparierter, umfunktionierter alter Adam, sondern die neue Auferstehungsgesinnung  im alten Menschen. Unsere Umgebung bleibt alt, die Menschen um uns herum bleiben die Alten, die Probleme sind immer noch die gleichen. Anders ist allein unsere Christus Beziehung, die uns mit bestehenden widrigen Umständen anders umgehen lässt. Mit der Christus Partnerschaft entsteht nicht der Himmel auf Erden, sondern kommt Zukunftsmusik in die gefallene Schöpfung. Wir leben noch nicht in einer erneuerten Welt, sondern Christus hat in uns etwas von dieser neuen Welt geschaffen. Wir sind ein Vorgeschmack auf die neue Welt.
Wir betäuben uns nicht mit göttlichen Zukunftsphantasien und schweben über unser unerträgliches Dasein hinweg, sondern bringen der Unerträglichkeit den auferstandenen Christus. Wir leben mit Christus in den Gesetzen dieser Welt, ohne dass sie uns bestimmen. Für uns gelten die Gesetze der Überwundenen, der Gewinnenden, der nicht mehr vom Tod Beherrschten. Keine Macht der Welt kann uns unsere Freiheit rauben. Wir sind völlig frei zu entscheiden, wie wir mit über uns hereinbrechende Katastrophen umgehen. Mit dem Christus in uns, sind wir nie das hilflose Opfer widriger Umstände. Wir sind nicht dem Schicksal ergebene, sondern immer Handlungsbevollmächtigte. Nichts ist so stark, dass wir davon beherrscht werden können. Keine Anklage, keine Vorwürfe, keine menschen verachtende Gewalt, kann diese neue innere Standfestigkeit auslöschen. 
Pfarrer Theo Lehmann hat vor einiger Zeit in einem Artikel sinngemäß geäußert: „Der Gaube der Christen muss wieder verfolgungssicher und KZ tauglich werden.“
Diese Unabhängigkeit haben wir, diese Zähigkeit können wir durch Christus leben und brauchen kein Regime der Welt zu fürchten. Mit Christus kann uns nichts mehr beherrschen. Selbst Todesdrohungen verlieren mit Christus an der Seite ihre Macht. Sonst würden alle verfolgten Christen in der Psychiatrie landen. Als erneuerte Menschen haben wir alle Macht, über das was uns bestimmt. Es gibt keine Krankheit, keine belasteten Lebensumstände, in denen wir nicht solch ein neues Leben führen könnten. Zukunft im Doppelpack kennt keine Ausreden. Ein Christus Zwilling herrscht über Umstände. Wir können stehen. Wir können Krisen unerschrocken begegnen.
 Wollen wir uns da, nicht viel enger mit dieser Zelle verschmelzen?