Die Löffelliste

Herr, lehre mich doch, dass es ein Ende mit mir haben muss und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muss.“
Ps. 39, 5

Wenn ein Arzt dir sagen würde: Dir bleibt noch ein Monat, was würde das mit dir machen? Panik, Angst, Freude? Viele Menschen leben als hätten sie alle Zeit der Welt. Sobald doch jemand einen Stopppunkt setzt, erschrecken sie und werden hellwach. Noch einen Monat, da werden Jahre zu Tagen verdichtet. Der Schock dabei ist nicht der Tod selbst, sondern die Angst, nicht gelebt zu haben. All das, was mir wichtig war, rollt im Zeitraffer vor den Augen ab. In einem Film erstellt der Mann nach solch einer Diagnose eine „Löffelliste“. Eine 4-Wochen-To-Do-Liste, für alles, was jetzt im Leben unbedingt sein muss, bevor er den Löffel abgibt.

Herr, lehre mich doch, dass es ein Ende mit mir haben muss, ist der Schrei nach der Löffelliste. Tiefes Verlangen ringt nach Leben, das erst im Angesicht des Todes aufleuchtet. Gott schenkt das Leben und er schenkt uns den Tod, damit wir aufwachen. Ein Ende vor Augen, konzentriert das Dasein auf das Wesentliche. Wer nicht sterben muss, hat unendlich viel Zeit das Leben zu vergeuden. Der Tod ist der größte Lehrmeister. Gott will den Tod zum Freund machen. Tod macht lebendig, um all die Gaben auszuschöpfen, die ins Leben geworfen sind. Mit dem Tod vor Augen, stirbt die Mittelmäßigkeit und Tagestrott. Da greifen wir nach mehr Heil, nach mehr Segen, nach dem Geist der Grenzen sprengt und nach der Liebe, die Abgründe überspringt. Da wollen wir mehr Christus-Licht, mehr Auferstehungskraft, mehr Überwinder Geist und Unerschrockenheit. Wir wollen das Geheimnis unseres eigenen Lebens ausschöpfen und weniger nach dem leben, was andere von uns erwarten.
Was steht ab sofort auf unserer Löffelliste?

Gott segne dich.

Lass voller Dank die große Glocke wieder klingen
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Wir sind ein großartiges Zuhause

„Lass deine Augen offen stehen über diesem Hause Nacht und Tag, über der Stätte, von der du gesagt hast: Da soll mein Name sein.“

1. Kön. 8, 29

Wer sich mit seinem Namen vorstellt, sagt damit wer er ist. Der Name steht für die Person. Über den Namen und den Ort suchen wir Menschen in den sozialen Netzwerken, bei Google und in den Adressdateien. Damit wissen wir bereits wesentliches über die Person. Wenn wir uns fragen, wer ist Gott und wo wohnt er, dann wird das richtig spannend. Die Menschen bauten ihm kunstvoll und erhaben Stiftshütten, Tempel und Kirchen, doch diese sind auf dem gleichen Material erbaut, wie die, die sie erschaffen haben – Erde. Diese prachtvollen Bauwerke sind nicht für die Ewigkeit bestimmt. Gott wohnt in Menschen. In denen, die zusammen diese Bauwerke bewohnen. Die heiligen Stätten sind Orte, an denen Menschen zusammenkommen, in denen Gott zuhause ist. Dieser großartige Name, wie wunderbarer Ratgeber, Gott-Held, ewiger Friedensschaffer hat seinen Wohnsitz in uns. Dieser Name, der über alle Namen ist, schwebt nicht als Geist durch das Nirwana, sondern ist der Lebensantrieb, in einem jeden von uns. In Christus sollen in uns alle Lichter angehen.

Wir sind keine Außenstehende bei Gott. Wir werden dadurch heilig, weil der Heilige in uns wohnt. Darauf soll Gott sein Auge werfen, dass in uns die Wohnung frei ist und keine Untermieter darin wohnen. Wo dieser Name in uns zuhause ist, wohnen alle schöpferischen, befreienden, lichtanzündenden und erlösenden Kräfte in uns, die in die Trostlosigkeit hineinwirken. Dieser Name sprengt den Trott unserer Tage. Wo uns diese Augen anschauen, fangen unsere Blicke an zu glänzen.

Wenn solch ein unsterblicher Name in uns wohnt, wo bleibt dann unser Brennen, unsere Leidenschaft und die Grenzenlosigkeit für das Leben?

Gott segne dich

Lass voller Dank die große Glocke wieder klingen
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Wir sind Eucharistie

„Brich dem Hungrigen dein Brot!“
Jes. 58, 7

Unser tägliches Brot gib uns heute, ist die Vater-Unser-Bitte, die den Segen auf die Welt legt. Damit bin nicht nur ich versorgt, sondern gleichzeitig der Nächste neben mir. Wo Gott uns die Hände mit Gaben füllt, werden wir zum Erbarmer für den Mit-Mensch. Da fangen Gaben an zu fließen. Wo wir mit anderen das Brot brechen, werden wir für sie zum Christus. Gott gibt uns, damit wir Geber werden. Wir sind der verlängerte Arm seiner Barmherzigkeit. Die Hände, die sich dem Bedürftigen entgegenstrecken, sind die Hände, mit denen Gott die unheile Welt umarmt. Das Brot teilen ist Eucharistie. Darin erfährt der nach Leben Hungernde das Christus-Wunder. Da fließt von höchster Stelle der Lebenssaft der Auferstehung. Da wird nicht nur der Magen voll, da läuft gleich das ganze Herz über. Da sprudeln die Lebensgeister in aller Armseligkeit. Da wachen die Müden vom Schlaf auf, die Ängstlichen erfahren Hoffnung und Mut.

Das ist der Auftrag der Glaubenden, in den vom Leben erschlagenen Menschen, die Lebensgeister wieder zu wecken. Denen die im Konflikt der Pflichten unter Fieberschüben zerbrechen wollen, wieder Lebensodem einzuhauchen. Mit dem Hungernden das Brot zu brechen ist viel mehr als die Butterbrezel vom Tafelladen. Gott ist ein sozialer Gott, dem unter jedem, der nicht genug zu essen hat das Herz blutet, jedoch sieht er immer den ganzen Menschen, der auch in seiner Seele ausgehungert ist. Er will Menschen das ganze Leben zurückgeben, wo es dann unsere Aufgabe ist, diejenigen, die im Hamsterrad ihrer Aufgaben durchgeschleudert werden, herauszuholen, auf den Boden zu stellen, zur Ruhe zu führen, dass sie wieder das Atmen lernen. Der Hunger nach Lebensperspektive ist riesengroß. Da können wir mit dem gestressten Manager die Ruhe-Pausen teilen, die schöpferische Impulse in ein termingetakteten Tagesablauf geben. Wir werden gegen Behörden kämpfen, die per Aktenlage und Grundsicherungstabellen, den Asylanten, dem sie angeblich helfen wollen, in selbstmörderische Gedanken führen. Unser Brot teilen wir mit dem Bäckermeister, der seine Bäckerei nur noch eingeschränkt öffnen kann, weil er keine qualifizierten Mitarbeiter findet, in dem wir in seine Trostlosigkeit einen Umdenkprozess hineinbringen, der ihm eine neue Sichtweise eröffnet. An allen Ecken und Enden ist der Hunger groß, so dass es viele braucht, die zu teilen beginnen.

Über welche Gaben verfügen wir, mit denen wir unseren hungrigen Nächsten satt machen und aufbauen können?

Gott segne dich.

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Das Niedrige wird groß

Es ist ein ganz besonderer Moment, wenn ein Mensch seinen eigenen Wert entdeckt, das Gesicht bekommt, das er verloren hatte und die Stimme findet, die seine eigene ist.

„Der Herr behütet die Fremdlinge und erhält Waisen und Witwen.“
Ps. 146, 9

Menschliches Miteinander ist oft davon geprägt, dass wir uns gegenseitig über die Schwächen und Mängel definieren. Was nicht unserer Norm, unseres Verhaltenscodex entspricht, wird aussortiert. Die schwarze Eritreerin, mit ihren anderen Essgewohnheiten, sitzt dann im Mitarbeiter-Speisesaal alleine an einem Extratisch. Ruckzuck werden Klischees geschaffen und in Schubladen gesteckt. Ohne dass man sich viel dabei denkt, werden Menschen erniedrigt und klein gemacht. Doch genau diese Niedrigen haben einen Anwalt. Gott selbst wirft sein Auge auf die Schwachen. Er hebt die Niedrigen aus dem Staub auf. Er ist der, der aus dem Nichts alles schafft. Er gebraucht das Wenige, um sich daran zu verherrlichen. Seine Größe und Macht beginnt im Futtertrog eines Kuhstalls. Aus der Ohnmacht entsteht das Licht der Welt. Neudenken und eine ganz neue Art zu leben, kommt von einem Kind mit Stallgeruch. Das was von der Welt nicht gesehen und unterschätzt wird, macht Gott zu etwas Heilendem und Aufbauendem, was die Niedrigkeit und Unscheinbarkeit aus dem Schlaf aufweckt. Mit Christus holt Gott die Goldadern aus verschütteten Menschen. Ihn reizt am Meisten, aus grauen, anscheinend wertlosen Steinen die geheimen Schätze auszugraben. Mit Christus gibt er jedem Menschen seinen eigentlichen Wert zurück. Aus dem Wort heraus baut er Menschen auf und gibt ihnen ihre Würde zurück.

Der, der unter den Menschen wertlos und unbedeutend erscheint, wächst unter dem Zuspruch des Wortes. Da findet der Unterdrückte seine wahre Identität. Da kann etwas Aufblühen, das bisher verschüttet war. Da findet das Schwache die Kraft in der Erniedrigung aufzustehen. Da greift Gott Menschen heraus, die den Fremdling fördern und fordern. Da wird dann die junge eritreische Flüchtlingsfrau, die durch einen Behördenapparat an der kurzen Leine hängt, durch Wertschätzung ihrer Mitarbeit im Blumenhaus aufgebaut. In dem Netzwerk von Wort und Glaube wird das Schwache aufgefangen. Gott offenbart immer sein Geheimnis, in dem was nicht ist und lässt die, die meinen, das Tischtuch an fünf Zipfeln zu haben, leer ausgehen. Vor Gott sind die, die nichts haben, die eigentlich Reichen, weil er ihnen alles geben kann. Diejenigen, die alles haben und keine Barmherzigkeit brauchen, werden den Kürzeren ziehen. Bei ihnen hat er keine Chance, das was aus ihm kommt dazuzugeben. Es sind die Armen, die Jesus seligpreist, weil ihnen alles gehört, was Gott besitzt. Daher braucht keiner Angst vor Niedrigkeit und Schwachheit haben, weil darin sich das eigentliche Lebensgeheimnis ereignet.

Wenn die Niedrigen erhoben werden, wer sollte da irgendwelche Schmähungen von außen fürchten?

Gott segne dich.

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Wenn Leben zum Klang wird

Resonanz entsteht, wenn eine leblose Saite, ein stummer Körper in Schwingung gerät.

„Singet dem Herrn ein neues Lied; singet dem Herrn, alle Welt!“
Ps. 96, 1

Wer den schwedischen Film, „Wie im Himmel“ kennt, hat den kleinen Dorf-Chor vor Augen, der in der Schlussszene bei einem Sängerwettbewerb, eine riesige Kongresshalle zum Klingen brachte. Hunderte an Chorsängern waren im Wettstreit um eine Auszeichnung, doch als der Dirigent dieses kleinen Chores noch nicht anwesend war als er auf der Bühne stand und das Publikum ihn erwartungsvoll anschaute, begann ein etwas minderbemitteltes Chormitglied an, den „Grundton“ zu singen. Dieser sprang sogleich auf diesen Chor über, der in seinem gemeinsamen Üben, darüber als gegensätzliche, spannungsgeladene Biografien zu einem Einklang gefunden hat. Das war so resonanzerzeugend, dass die anderen Chöre und Besucher im Saal einstimmten und die ganze Halle, über dem Erklingen dieses einen Tones zu einem himmlischen Klangkörper wurden. Gegeneinander antretende Chöre im Einklang. Jedem Betrachter wurde dabei heiß und kalt.

Jeder Mensch ist solch ein Klangkörper, wie eine Geige mit Saiten gespannt. Zunächst erklingt da gar nichts. Doch wenn Gott darauf zu spielen beginnt, kommt alles in Schwingung. Im Einklang mit Gott, fängt der Mensch an zu klingen. Wenn Gott Saiten berühren darf, entstehen Resonanzen, die Räume wie magisch erfüllen. Da entwickelt ein unscheinbares Instrument eine Klangfülle, die die größten Säle ausfüllt. Ab dem Zeitpunkt, an dem Gott an den Saiten zupft, ist ein Mensch nicht mehr nur eine elegant aussehende Holzkiste auf der ein paar Schnüre gespannt sind, sondern ein alles durchdringender Klangkörper, der seine Umgebung in Resonanzen versetzt.

Singet dem Herrn ein neues Lied ist kein Auftrag, Gesang zu machen, egal ob man singen kann oder nicht, sondern es ist ein in Klang versetzt sein, durch eine Christus Begegnung. Heute am Christ-König-Fest und Ewigkeitssonntag geht es um das ins Klingen kommen, über allen Tod hinaus. Im Einklang mit Christus wird Leben zum Lobpreis. Da zieht Gott in uns alle Register, um alle Welt zu seiner Ehre zum Klingen zu bringen. Im Einklang mit Gott zu sein, das bewegt die Welt von ganz alleine. Da macht keiner mehr Musik, sondern er wird zur Musik. Als wir für uns entdeckt haben, wir sind die Blumenmönche, die aus dem Einklang mit dem Wort ihre Blumen gestalten, erleben wir, wie daraus automatisch Resonanzen entstehen, die Menschen an die Nieren gehen.

Sind wir im Einklang mit dieser Quelle, um solche Resonanzen auszulösen?

Gott segne dich an diesem Sonntag.

Im Einklang mit uns, will die große Glocke wieder ihren Klang entfalten; bringen wir sie wieder zum Schwingen.
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Ich sehe was, was du nicht siehst

Glaube ist der Vogel der singt, auch wenn die Nacht noch dunkel ist.

„Der Herr schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden.“
Ps. 103, 6

Welch eine unverschämte Zukunftsaussicht wird uns da vor Augen gemalt. Die Lasten des Lebens werden umgekrempelt. Da wo es keine Hoffnung gibt, blühen neue Landschaften. Menschen, die unter Unrecht leiden, die auf Wegen gehen, auf denen alle Lichter ausgehen und nichts zu erkennen ist, dass sich je etwas ändern wird, leben so als hätten sie schon ihr großes, angestrebtes Ziel erreicht. Wo der Herr Gerechtigkeit im Unrecht schafft, leben Glaubende unter anderem Vorzeichen. Im Leiden wirkt ein Schaffensprozess. Im unten durch müssen, lebt der Glaubende so, als wäre er bereits durch. Wie bei einem trainierenden Langstreckenläufer, der beim Laufen zwar seine Wadenschmerzen spürt, jedoch ungeachtet dessen weiterläuft und sich schon auf dem Siegertreppchen sieht. Wo Gott Gerechtigkeit schafft, kann uns das Unrecht nicht umhauen. Da ist zu allem was wir beschwerlich durchstehen, eine konstante Regenerierung und Kraftquelle aktiv. In der Gerechtigkeit schafft der auferstandene Christus in uns, gegen alles Sterben. Der am Unrecht Leidende zieht sich nicht selbst mit den Haaren aus dem Sumpf, das schaffen die Auferstehungskräfte, die in allem Schweren wirksam werden. Wir erfahren im Morast einen Kräftezuwachs. Da wird die Hütte Gottes bei den Menschen gebaut. Da wohnt Christus in der Ohnmacht.

Wenn wir die Berge unseres Lebens anschauen, die vielen Aufgaben, die uns manchmal schier erdrücken wollen, die verkrachten Beziehungen uns den Mut rauben, haben wir in diesem Wort einen Blick darüber hinaus. Wenn Gott schafft, können wir nicht mehr sagen: wir schaffen das nicht. Er schafft dann genau mitten drin, in dem was uns zu schaffen macht. Mit diesem Wissen dürfen wir ohne Angst auf die unverschämten Ziele zugehen. Wir leben aus dem, was Gott in uns eingepflanzt hat, gegen allen Schmerz. Wir leben in und aus Gerechtigkeit mitten im Unrecht, unter dem wir leiden. Das ist ein köstliches Kontrastprogramm, zwischen dem noch nicht und dem es ist schon. Im Glauben leben wir in beiden Phasen. Während wir noch mit den Widrigkeiten kämpfen, treiben uns bereits die Ergebnisse, die wir in Händen halten. Es ist völlig in Ordnung unter den Lasten zu stöhnen, doch der Vogel fängt an zu singen, wenn die Nacht noch dunkel ist, weil für ihn schon die Sonne aufgegangen ist, bevor sich der Horizont verfärbt. Das was Gott schafft, ist immer stärker als das, was wir selbst vollbringen können. Wir sehen bei allem was ist und was das Leben schwer macht, diese Schaffenskraft, die sich von keinem Unrecht beeindrucken lässt.

Wie wäre das, wenn wir bei jedem Menschen das sehen würden, was in ihm steckt und noch entwickelt werden könnte, als nur auf das zu schauen, was ihn gerade unausstehlich macht?

Gott segne dich.

Auch wenn wir die Glocke bereits wieder läuten hören, sind wir noch viel mehr angetrieben, gegen ihre stummen Tage anzugehen.
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Presslufthammer statt Lachnummer

Wo Liebe seinem ärgsten Gegner vergibt, geschieht mehr als nur, – seid nett zueinander.

„Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?“
Jer. 23, 29

Ein Hammer der Felsen zerschmeißt, muss ein gewaltiger Presslufthammer sein. Wenn beim Häuser bauen, der Bagger beim Fundament graben auf Fels stößt, muss Dynamit her. Wer da mit einem Heimwerkerset anrückt, löst bei derart hartem Stein eine Lachnummer aus. Was Granit zerkleinern kann, muss mehr als hammerhart sein. Gottes Wort als Presslufthammer. Gottes Wort als Sprengladung. Dieses Wort macht vor keiner Mauer Halt. Es ist durch keinen Widerstand aufzuhalten. Dieses Wort kann höchste Berge zerfetzen und versteinerte Fundamente zerbröseln. Dieses Wort hat die Macht Menschenleben auf den Kopf zu stellen. Es ist nicht nur ein Wort, das gute Einsichten weckt, das rhetorisch gekonnt Aufmerksamkeit erregt und in der Lage ist, eine Verhaltensänderung einzuleiten, es ist eine Gewalt, die Menschen von Grund auf erneuert. Es durchbricht einen jahrelangen Erfahrungsschatz, es lässt eingefahrene Denksysteme zusammenbrechen, es brennt unsere Glaubenssätze nieder, die Leben einschränken und ausbremsen. Dieses Wort bricht Verkrustungen auf und pflanzt Christus in ein Leben. Das ist kein menschengesteuerter Aufbruch und Umbruch, da beackert der Schöpfer sein Land. Dieses Wort ist der Hammer, weil es Material bearbeitet, das menschlich betrachtet gar nicht zu bearbeiten ist. Es ist der Hammer, was dieses Wort bewirkt, was kein Mensch erreichen kann. Da werden Stellen im Menschen aufgebrochen, die für einen Außenstehenden nie erreichbar sind. Dieses Wort ist solch ein Hammer, dass es Menschen derart umkrempelt, dass sie sich selbst nicht wiedererkennen.

Da waren ganz normale Menschen wie die Apostel an Pfingsten zu einem Pfingsttreffen versammelt. Als sie von diesem hammerharten Wort und dem Geist erfasst wurden, fiel nicht nur Feuer vom Himmel, sondern sie fingen selbst an zu brennen. Ihnen ging die Macht dieses Wortes auf, dass ihr beschauliches frommes Leben aufgebrochen ist, zu einem Feuerwerk, das sich über die ganze Erde ausbreitete. Dieses Wort löst Aufbruchstimmung aus. Da entdecken Menschen was diese Wort mit ihnen macht und können es gar nicht mehr für sich behalten. Dieses Wort revolutioniert diese Welt mit einer Liebe, die über Gräben springt, mit einem Frieden, der in allem Chaos aufbricht, mit Mut in aller Hoffnungslosigkeit. Es ist der Hammer, dass dieses Wort in die ganze Sinnlosigkeit, in die Novemberstimmung unserer Tage hereinbricht. Es ist der Hammer, dass dadurch nichts bleiben muss wie es ist. Es ist der Hammer, dass dieses Wort uns lebendig macht und zum lebendig machen zu den Menschen drängt.

Wo sind wir noch unbeweglich in starren Formen verkrustet und brauchen solch einen Hammer, der Felsen zerschmeißt?

Gott segne dich.

Es ist der Hammer, dass dieses Wort auch Menschen heiß machen kann, um die große Glocke wieder zum Klingen zu bringen.
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Eine Herzklappe weit entfernt

Nähe Gottes erfährt man in der Stärke, wie man sich selbst auf ihn einlässt.

Wenn ihr den Herrn sucht, wird er sich von euch finden lassen.“
2. Chr. 15, 2

Wenn Gott sich auffinden lässt, ist er da. Da ist absolute Nähe. Nichts Verborgenes, nichts Schleierhaftes, nichts Kompliziertes, Gott lässt sich finden. Da ist nirgends eine Hürde, unter der er sich nicht finden lassen würde. Darin liegt die ganze Unmittelbarkeit seiner Präsenz. Wo er sich finden lässt, ist er bereits bei uns. Er ist voll am Puls unseres Seins. Wir sind von ihm umringt. Finden heißt, da ist etwas was mir fehlte aufgetaucht. Es war nie wirklich weg, sondern nur aus unserem Gesichtskreis verschwunden. Den Schlüssel den ich vermisste, steckte an der Bürotür, die ich als letztes aufgeschlossen hatte. Er war nicht verschwunden, ich habe nur vergessen ihn abzuziehen. Gott ist nicht weg. Er ist und bleibt voll da. Den Abstand den wir zu ihm haben liegt an uns. Irgendwann haben wir abgehängt, wir haben ihn verloren und liegen lassen. Wo wir uns an die bitteren Pillen des Lebens ausgeliefert vorkommen, liegt es nie daran, dass uns Gott verlassen hätte. Wo wir Gott für seine Abwesenheit anklagen, müssen wir die Hände an die eigene Brust schlagen. Der Beziehungskonflikt fängt bei uns an und daraus entstehen alle anderen Konflikte. Wo ich die Beziehung loslasse, bin ich von Gott und allen guten Geistern verlassen.

Gott ist eine Herzklappe weit entfernt. Er lässt sich nicht in den Scherbenhaufen dieser Welt finden, nicht im Bombenhagel derer, die Häuser und Existenzen zerstören, er lässt sich in mir selbst finden. Da ist dieser kleine Ort in mir, zu dem kein Mensch und keine Katastrophe Zutritt hat, der nur für Gott reserviert ist. Es ist die ureigenste Lebenszelle, in die er seinen Atem gehaucht hat. Es ist der Raum in dem sein Wort aufschlägt und den ganzen Menschen bewegt. Wenn wir Gott suchen, suchen wir ihn meist außerhalb von uns und wundern uns, weshalb wir nicht fündig werden. Wir finden ihn in dieser geheimnisvollen Schatzkammer, in der unser Sein oder nicht Sein verankert ist. Darin ist Gottes Machtzentrale, aus der er in diese Welt hineinwirkt. Es ist der Kern, in dem er Menschen von Grund auf verwandeln kann. Darin entsteht neues Denken, neuer Glaube und neue Liebe. Daraus fließt Heil und Segen in die Leidenswege der Menschen. Daraus erhalten Glaubende ihren Standpunkt, der sie unerschütterlich macht. Suchen wir Gott an der Nahtstelle unseres Lebens, an der er in uns zu gestalten und zu wirken beginnt.

Wo suchen wir Gott? In unseren Beziehungen, im Gelingen unserer Aufgaben, im Stress unserer Verpflichtungen, in all dem, was uns unter den Händen zerrinnen kann? Warum tun wir uns oft so schwer, ihm unseren inneren Raum zu öffnen?

Gott segne dich.

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Weniger ist mehr

Mit Geiz ist geil, wurde flächendeckend die Gier nach mehr für weniger, hoffähig gemacht.

„Besser wenig mit Gerechtigkeit als viel Einkommen mit Unrecht.“
Spr. 16. 8

Die Gier nach mehr steckt den Leuten im Blut. Dahinter liegt ein Grundbedürfnis nach Sicherheit. Keiner will zu kurz kommen und sucht einfach seinen Weg rund zu kommen. Wie schwer es ist, heutzutage ein Geschäft durchzubringen, davon kann jeder Unternehmen ein Lied singen. Mit der Angst im Nacken, dass es ja für alle reicht, steht man leicht in der Gefahr, seine Geschäfte auf Kosten anderer zu tätigen. An unserer Wirtschaft sehen wir, wie jeder ums Überleben kämpft und versucht mit Billigangeboten den Markt zu überschwemmen, um noch zu überleben. Auch wir bieten günstige Rosen aus afrikanischen Ländern an, um am Markt zu bleiben und haben nicht immer den Einblick unter welchen menschlichen Bedingungen diese kultiviert wurden.

Dieses Wort will gegen unsere Angst angehen, zu kurz zu kommen. Es geht gegen die innere Spannung an, ob wir uns selbst oder Gott vertrauen. Unrecht entsteht dort wo das Gottvertrauen schwindet. Je mehr sich ein Mensch von Gottes Gerechtigkeit distanziert, entzieht er das Miteinander von allen christlichen Werten. Wo Glaube, Liebe und Hoffnung schwinden zählt das Faustrecht. Je weniger die Gaben Gottes das Zusammenleben von Menschen bestimmen, umso größer wird das Übel. Wo Vertrauen zu Gott wegbricht, müssen Menschen auf Biegen und Brechen um das Eigene rackern. Weniger ist mehr. Es ist am Bußtag ein Umdenken auf das was wirklich durchbringt. Wer mit Gottes Gerechtigkeit und in der Gesinnung Jesu unterwegs ist, wird nicht umkommen, auch wenn uns Zahlen unter Druck setzen. Im Gottvertrauen dürfen wir im Kampf ums Alltägliche, Sorgen abwerfen und Gelassenheit an den Tag legen. Wenn wir sagen, wir verkaufen keine Rosen, wenn sie unter unmenschlichen Bedingungen gezogen wurden, dann haben wir dennoch das Vertrauen, dass dieser Verzicht uns zum Segen wird. Wo wir zu Gottes Maßstäben umkehren, wird sich Gott zu den Seinen stellen. Wir proklamieren in einer Welt die angstgetrieben andere ausnutzt, dass Gottvertrauen mehr ist als wir mit allen unrechten Methoden krallen können. Wo wir umdenken und uns auf unsere Werte besinnen, stoßen wir auf das Geheimnis des Segens, das unkalkulierbar und unberechenbar ist. Dann ist weniger mehr.

Ist es nicht sinnvoll, unsere Geiz-ist-geil-Mentalität immer wieder zu hinterfragen, um dabei zu entdecken, dass Gott ganz andere Methoden der Vermehrung und des Durchtragens kennt?

Gott segne dich.

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Lass dich zum großen Ganzen führen

Das Leben steht in viel größeren Zusammenhängen als wir das oft in unseren Alltäglichkeiten betrachten können.

„Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!“
Ps. 121, 8

Das Dasein, von unserem Anfang bis zum Ende ist ein unterwegs sein. Wir sind aufgebrochen, um durch die Zeit zu wandern. Aus dem Kind entwickelt sich ein Greis. Diese Jahre auf der Erde sind Durchgangsstation. Alles was in dieser Zeit geschieht, geht auf den Raum zu, in dem es keine Zeit mehr geben wird. Jedes Wachstum, jede Entwicklung geht auf die Unendlichkeit, auf Ewigkeit zu. Diese Ewigkeit beschreibt die Bibel als die absolute Gegenwart Gottes. Gott wird dabei alles und in allem sein. Ein unvorstellbares Universum voller Liebe. Jetzt ist die Zeit, diesen Weg dorthin einzuüben und sich dahin führen zu lassen. Wir sind nicht dazu da, uns auf dieser Erde sesshaft zu machen, die Zeit an uns vorüberticken zu lassen und das Hamsterrad in Schwung zu halten, sondern wir sind aufgebrochen zu etwas, was diese Erde weit überragt. Gott gebraucht diese Erde, um den Sog seiner Liebe aufzubauen. Er will Menschen durch ihre Tage hindurch, zur wertvollsten Erfahrung aller Existenz führen. Er umschwärmt uns mit seinem ganzen Charme, um allem Leben diese Richtung zu geben. Für ihn ist es eine Bankrotterklärung, wo Menschen sich auf dieser Erde einnisten und sich von aller Vergänglichkeit der Zeit, allen Sinn und alle Hoffnung rauben lassen. Er will in das kurze Stückchen Zeit, seine Beständigkeit hineinfließen lassen und über allem Sterben den Himmel aufreißen. Diese große Vision des Lebens will er in uns behüten. Er will uns davor bewahren, allein im Zeitlichen stecken zu bleiben.

Leben, das nur eine Zeitachse ohne Ewigkeit kennt, ist zum Verzweifeln verdammt. Wer nur seine bescheidenen Jahre mit aller Mühsal vor sich sieht, kann an den Punkt kommen, dass er irgendwann nichts mehr sieht. Da komme ich neulich als Blumenbote an ein Haus, um einer Dame zum Geburtstag einen Strauß zu überreichen und werde von Polizei, Notfallseelsorger und einem fix und fertigen Ehemann begrüßt. Betretenes, entsetztes Schweigen, eine Luft zum Schneiden und keine Antwort. Wenige Tage danach die Nachricht, dass sich diese Frau an ihrem Geburtstag aus Verzweiflung vor den Zug geworfen hatte. Wer sich alleine im jetzt festbeißt, tut sich schwer, das Führen in das große Ganze zu entdecken. Unsere Perspektive kommt nicht aus der Zeit, sondern aus dem darüber hinaus geführt werden. Gott will uns jeden Tag neu diesen Horizont aufreißen. Er der Sonne und Mond bewegt, will Herzen unten seinen großen Kosmos stellen. Er will uns behüten zu kurz und zu klein vom Leben zu denken, das solch eine große Hoffnung hat. Er will behüten, dass wir auf die Sekunden schauen, wo er eine ganze Ewigkeit für uns hat.

Wo stehen wir in der Gefahr, dass wir vor lauter Problemen in der Zeit, unseren ganzen Lebensmut opfern?

Gott segne dich.

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