Da jubiliert doch etwas

Das Zwitschern der Vögel am Morgen, ist der unbeschwerte Lobgesang, mit dem der neue Tag, mit all dem was er bringen mag begrüßt wird.

„Lobet den Herrn, alle seine Werke, an allen Orten seiner Herrschaft! Lobe den Herrn, meine Seele!“
Ps. 103, 22

In der Kombination der Aussage dieses Wortes, zeigt sich wunderschön, Lobgesang ist nichts Menschen gemachtes. Wenn unsere Seele den Herrn lobt, steckt da ein angerührt sein, von einer gewaltigen Macht dahinter. Da sitzt nicht der Münchner im Himmel, der jetzt krampfhaft anfängt zu frohlocken. Wo nicht nur die Seele, sondern auch alle seine Werke den Herrn loben, ist das Lob ein Werk Gottes. Da offenbart sich Gott in seiner Herrschaft und Vielfalt. Da fängt durch Gottes Eingreifen, die Schöpfung an zu klingen. Singende Vögel sind nicht nur die Kommunikation einer Tierart untereinander, das könnte auch unspektakulärer ablaufen. Die Intensität und Kraft die sich morgens um vier Uhr am Waldrand ausbreitet ist geballter Lobgesang, ist der Weckruf ins Leben. So unbeschwert, als ob es in dieser Welt keine Sorgen gäbe, oder sie mit diesem durchdringenden Zwitschern übersungen werden. Wo Lobgesang aufsteigt, wurde die Erde von ihrem Schöpfer geküsst. Gott bezeugt sich selbst in seiner Existenz. Er besingt sein Ja zum Leben. Die von Gott angezupfte Seele kann gar nicht anders als klingen und singen. Hier streicht der Meister den Bogen und das Instrument entfaltet dabei seine ganze Schönheit. Wo die Seele Gott lobt, hat der Heilige Geist ganze Arbeit geleistet. Ihm ist gelungen, einen Menschen zu erfassen, gegen all seinen Widerstand durchzudringen und ein Feuer anzuzünden. Auf solch eine Seele ist das Wort wie ein Same gefallen, der nun anfängt auszutreiben. Die lobende Seele ist das Echo, dass das Werk Christi in ihr angekommen ist.

Dieses Lob ist dadurch völlig unabhängig vom augenblicklichen Zustand des Menschen. Es offenbart sich daher auch in allen Lasten und Trauer. Das Lob hat nichts mit der menschlichen Stimmungslage zu tun. Es ist der Gegenpol zu unserer augenblicklichen Verfassung. Dort wo uns Menschen nicht zum Loben zumute ist und wir aus uns heraus auch gar nicht die Kraft haben, zu irgendwelchen heiteren Stimmungskapriolen, zeigt das wahre Lob, dass es ein Impuls von außen und nicht von innen ist. Menschen können aus sich heraus kein Gotteslob generieren, es bleibt immer ein angerührt sein von Gott selbst. Damit kann das Lob auch unter größten Schmerzen aufbrechen, in schwersten Krankheiten ein Leuchten in die Augen zaubern. Es ist das Phänomen der Gotteswirklichkeit, die sich im Unheil der Welt ereignet. Lob ist der Klang des Lebens, das die Auferstehungsluft atmet.

Loben ist frei von jedem Zwang. Wir müssen nicht loben, es geschieht an uns. Dass sich eine Seele zum Loben erhebt, braucht es keine frommen, disziplinarischen Maßnahmen. Die Seele beginnt von selbst zu loben, wo das Herz sich dem Wort öffnet. Wer sich in seinem Jammer von Christus berühren lässt, kann das Lob nicht mehr aufhalten. Daher empfiehlt Paulus: Lass dich vom Geist erfüllen. Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen.

Warum lassen wir uns gerade dort, wo es uns nicht zum Loben zumute ist, nicht viel mehr vom Wort und Geist erfüllen?

Auslegungen für jeden Tag
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Jubilier´mal wieder

Joh. 16, 16 + 20-23a

Was macht der Kreisssaal im Krankenhaus? Wer sagt denn, das wenn ein Kind zur Welt kommt, das eine Krankheit ist? Da sind zwar junge Mütter, die höllische Schmerzen haben, doch die sind das Vorspiel für ein faszinierendes Wunder. Wer das Baby in den Händen hält, wird nicht mehr fragen, ob das auch schmerzloser geht. Aus dem Schmerz heraus, kommt ein Bündel neues Leben. Die Geburt ist ein Verwandlungskünstler. Aus ängstlich, weinenden Augen, werden Strahlende. Wer Mutterglück wahrnimmt, braucht nicht mehr zu sagen: Lach mal wieder.

Um solch einen Zündfunken geht es heute am Sonntag Jubilate.

Wo es nichts zu lachen gibt

Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen. 20 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen…

Jetzt wissen die Jünger nicht mehr wo oben und unten ist. So kurz nach Ostern, wo sie sich wieder daran gewöhnt haben, ihren Herrn zu sehen und zu erleben, wieder so ein harter Einschnitt. Jetzt will Jesus schon wieder weg. Weg und wiederkommen. Das sieht nach einer richtigen Schock Therapie aus, als ob Jesus mit ihnen Blinde Kuh spielen möchte. Ganz nach dem Motto: ich sehe was, was du nicht siehst! Dabei ist Jesus sehen, ihr ein und alles gewesen. In seiner Gegenwart war er für seine Jünger fassbar, erlebbar und greifbar. Sie haben waren regelrecht Zuhause, als er da war. Ihn sehen, machte ihren Glauben aus, da konnten sie seine Wunder hautnah erfahren. Sie haben das leere Grab und den Auferstanden vor Augen gehabt. Das soll alles wieder vorbei sein?

Bei dieser Ankündigung, dass Jesus wieder wegwill, entstand in ihrem Kopf eine Geisterbahn. Da bricht eine ganze Welt von schrecklichen Befürchtungen über sie herein. Der Gedanke, Christus nicht mehr sehen können, war die Angst um ihren Glauben. Den Jüngern vergeht buchstäblich das Lachen. Jesus weg, Sorgen da. In diesem Augenblick kommt ihr ganzes Weltbild durcheinander. Die ganze Hoffnung, die der Auferstandene versprühte, verpufft jetzt wieder. Schnöde Welt du hast uns wieder. Der Alltag wird düster wie die Nacht und Jesus bestätigt ihre Bedenken. Schmerzen, Traurigkeit und Sorgen, das wird euer Ding sein. Ihr, als meine Jünger lebt wie jeder andere, mitten im Schrecken dieser Welt.

Doch genau in diese verzweifelte Situation komme ich zurück. Da wo es nichts zu lachen gibt, …

…wird Freude geboren

 aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll zur Freude werden. 

Was Jesus hier ankündigt, ist der unfassbare Kontrast des Glaubens. Auf dem Weg zwischen Ostern und Pfingsten, deutet er ein neues Zeitalter an. Aus dem lokal gegenwärtigen Christus, der zunächst für sein Volk da war, wird ein global alles durchdringender Christus. Für einen normal denkenden Menschen geht hier die Rechnung nicht mehr auf. Wenn sich einer entfernt und zurückzieht, kann er nicht gleichzeitig überall da sein.

Das ist die wahre Geburtsstunde des Glaubens. In seinem Gehen, stellt er für die Glaubenden seinen Geist in Aussicht. Seine Herrschaft, seine Gegenwart bekommt eine ganz neue Dimension. Nicht mehr sichtbar, nicht mehr in der Form präsent, wie bisher, sondern noch umfassender und noch näher. In diese kleine Zeit der Traurigkeit nach Ostern, setzt er einen gewaltigen Freudenimpuls. 100% reine Freude liegt in 100% Christus-Gegenwart. Christus schlägt einen Bogen, zu einer ganz anderen Realpräsenz. Damit bleibt Freude bei 100% und schrumpft nicht in der Auseinandersetzung mit der Welt auf 70% oder 30% herunter. Alles was ihn in seiner 100% Erlöserkraft ausmacht, wird auch 100&tige Freude auslösen. Was hier geboren wird, ist der Quantensprung der Christenheit.

Jesus vertröstet hier in keiner Weise auf sein letztes Wiederkommen am Ende der Welt, sondern bringt 100% Freude in das bestehende Chaos dieser Welt. Er hängt alle Freude an seiner Existenz und der neuen Form seiner Gegenwart auf. Er definiert ein Christsein, das in aller Trauer noch lachen kann. Wir werden in den täglichen Auseinandersetzungen vor keinerlei Lasten verschont, aber mitten drin ist Christus gegenwärtig. In dem täglichen Kampf bricht die Freude aus. Geht Gericht über die Welt, wird darin Heil realisiert, geschieht Auferweckung zum ewigen Leben. In der Begegnung mit Christus liegt das Zukünftige; in Christus wirkt das Zukünftige in die Gegenwart. Alles Heil konzentriert sich in der Person Christi. Im Glauben haben wir das ganze Heil; aber wir haben es bislang nur im Glauben, nicht im Schauen.

Wir haben 100% Freude und erleben dabei, dass…

…sie Schmerzen verwandelt

Auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. 

Glaubende sind Verwandelte. Sie erleben die Schmerzen, wie eine gebärende Mutter. Im Schmerz wir durch Christus das Heil geboren. Da ist ständig etwas, das zum Leben drängt und Leben schafft. Da ist der Schmerz keine eigenständige Größe mehr, die Verzweiflung nicht die Vorstufe von Untergang, sondern das Belastendende wird verformt. Der Glaube an Christus lässt das Unheilige heil werden. Da erblickt die Trotzdemfreude das Licht der Welt. Das ereignet sich genau in der Schockstarre eines belasteten Lebens. Genau dort, wo man nicht mehr so einfach sagen kann: Kopf hoch, wenn der Hals auch dreckig ist. Das ist kein billiger Trost und kein Überspielen von unveränderlichen, schrecklichen und beängstigenden Tatsachen. Da wird getrauert und gestorben, aber da wird genauso getröstet und aufgestanden. Die Freude des Überwindens überwiegt, weil wir nicht zum Lachen angestachelt werden, sondern tatsächlich Christus heilt.

Es ist ein Leben im schon jetzt und noch nicht. Es ist immer beides. In uns lebt die Trotzfreude, weil der Anwalt und Beistand des Lebens, die Neugeburt schaffen will. Wir leben in der ständigen Anfechtung mit den Ungereimtheiten unseres Daseins, wir leben in der Auflösung einer gefallenen Welt, wir leben im Geschrei unserer Tage, die uns den letzten Nerv rauben, aber darin schafft Christus seine 100%tige Gegenwart. Er verwandelt nicht die lästigen Umstände, er verwandelt uns selbst. Wir können über die Widrigkeiten unseres Lebens stöhnen und klagen, wir können unsere Schmerzen in die Welt hinausbrüllen, aber mit dem gegenwärtigen Christus lässt es sich nicht verhindern, dass darin 100%tige Freude geboren wird. Glaube ist ein Trotz-Glaube, weil er erfährt wie Leiden verwandelt wird. In Christus verwirklicht sich immer die zukünftige Welt in unserer Gegenwart.

Wir haben auch dann etwas zu lachen, wenn es der ganzen Welt zum Weinen ist. Jubelt dieses neu entstehende Leben in eure schweren Tage hinein.