Hallo-Wach-Worte

Leitworte sind wie Magneten, die zum Ziel ziehen.

„Sobald der Herr zu mir sprach, kam Geist in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte den. Der zu mir sprach.“
Hes. 2, 2

Es gibt Worte, die wie ein Umschalter wirken. Bei uns in der Bruderschaft stehen auf dem Geburtstagstisch nicht nur Blumen und Süßigkeiten, sondern ein Bibelwort. Dieses Wort wird zum Leitwort für ein ganzes Jahr. Dasselbe geschieht an Neujahr, wo sich jeder in der Eucharistie sein Jahreswort zieht. Eine durchaus spannende Geschichte, auf die wir mit großer Erwartung zuleben. Oft sind das lebenswichtige Hau-Ruck-Worte, die wieder auf die Füße stellen. Mein letztes Geburtstagswort heißt: „Sei getrost und arbeite, denn der Herr ist mit dir,“ aus Haggai 2. Das tröstet und macht Mut. Das zuckt hoch, wenn das menschliche Miteinander wieder einmal zum Davonlaufen ist. Das entspannt, wenn ich sehe, wie viel Arbeit liegenbleibt, die dringend erledigt werden sollte. Wo Gott dabei ist, hängt Gelingen weder von meiner Verfassung, noch von irgendwelchen Umständen ab. Wenn der Herr spricht, kommt ein Energiestoß. Da bläst ein belebender Geist, in einen schwachen Geist. Gerade wenn wir am Boden liegen, die ganze Welt über uns hereinbricht, brauchen wir diese sprechenden Worte. Sobald der Herr spricht, richtet er unseren Kopf zurecht. Da kommt es zu einer Kräfteverschiebung. Das ist noch stärker, als wenn wir einen Mitarbeiter loben, der dann schlagartig freudig und hochmotiviert weitermacht. Wenn der Herr spricht, ist das wie ein Hallo-Wach. Was einen Gebrochenen und Verzweifelten wieder auf die Füße stellt, sind keine netten Worte, sondern geballte Kraft. Darin liegt Hoffen, das allen Nebel durchbricht. Da kommt Mut, die Angst überwindet. Da werden die untröstlich an den Gräbern Stehenden, wieder ins Leben gerufen. Um immer wieder auf die Füße zu kommen, brauchen wir das sprechende Wort.

Wir müssen uns eine Kultur der Leitworte aufbauen. Zu den verschiedensten Anlässen erhalten wir ein Wort. Bei der Konfirmation, bei der Trauung, gibt es Worte, die ein Leben begleiten. Oder wenn uns in Krankheit ein Wort zugesprochen wird, dann sind das unsere Kraftquellen. Diese Worte müssen wir uns heilig halten und in Krisenzeiten aufleuchten lassen. Wir müssen sie greifbar haben. Wir leben davon, dass unsere Blicke sie immer wieder vor Augen haben. Sie müssen uns ständig begegnen, wenn sie uns wieder auf die Füße stellen sollen. Diese sprechenden Worte sind die Magneten, die uns zum Ziel ziehen.

Was will uns sonst auf die Füße stellen, wenn wir am Ende sind?

Souveränität durch Krippenstehen

Wenn Gott richtet, kommen danach keine Gitterstäbe.

„Er ist der Herr, unser Gott; er richtet in aller Welt.“

Ps. 105, 7
Wo Gott richtet, bringt er die aus den Fugen geratene Welt zurecht. Wo Gott die Ordnungen wieder herstellt, fliegen nicht die Fetzen, da wird die Erde erneuert. Gott macht aus dem Unrecht kein Kleinholz, sondern zimmert aus menschlichem Kleinholz eine Krippe. Wenn er Recht schafft, gibt er den am Boden Liegenden ihre Würde zurück. Er überreicht den Zerbrochenen das Recht auf Leben. Er bringt die auf der Schattenseite des Lebens Gelandeten zu Ehre. Wo Gott die Welt richtet, geht die Sonne auf. Das bringt der Evangelist Johannes treffend zum Ausdruck: „Das aber ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist.“ Mit Weihnachten bekommt das Unwerte die Chance seines Lebens. Wo dieser Richter unterwegs ist, heißt es: „Fürchte dich nicht, euch ist heute der Heiland geboren.“ Da wird nicht weggesperrt, da wird aufgerichtet. Da kommt kein Angstmacher, sondern ein Erbarmer. Aus dem Säbelrassler wird ein Liebhaber. Gott, der die Sünde verdammt, richtet sie mit Christus. Gottes Lebensgesetz, das kein Mensch erfüllen kann, erfüllt die Gnade. Damit wir Frieden bekommen, verbüßt die Liebe die Schuld. Der Richter selbst steht für die Wiedergutmachung. Daher kann der belastete Mensch an der Krippe gesund werden. An Weihnachten wird es in aller Verworrenheit wieder hell. Da verschafft Liebhaber des Lebens, den unter dem Unrecht Gebeugten wieder Recht.
Somit war Niedergeschlagen vor Weihnachten. Nach dem Stehen an der Krippe, kann der Mensch wieder stehen. Er ist aufgerichtet worden. Wer den Stern gesehen hat, muss in keiner Situation mehr verzweifeln. Für unsere Zukunft hat der Richter ganze Arbeit geleistet. Auch wenn wir im neuen Jahr weiter im Unrecht dieser Welt leben, haben wir an der Krippe die Angst verloren. Wir stehen gerecht gemacht in den Widrigkeiten unserer Tage. Wir brauchen nicht krampfhaft um unser Recht kämpfen, weil wir bereits tiefen inneren Frieden haben. Dieser Richter verschafft uns Souveränität. in einer gefallenen Schöpfung.
Wie wird die Begegnung mit diesem Licht, in unserer Zukunft Spuren hinterlassen?