Energie von anderswo

auch wenn wir drinnen sind, bestimmt uns das Draußen.

Du machst fröhlich, was da lebet im Ostern wie im Westen.“
Ps 65, 9

Eine Befreiung, eine Unabhängigkeitserklärung von niederdrückenden Umständen. Gott macht fröhlich, d.h. da ist jemand traurig, gefangen und durch das Leben gebeutelt. Die Spannungen des Lebens machen oft alles andere als froh. Aus unserer Geschichte kennen wir die,  die aus dem Osten in den Westen wollten; jetzt erleben wir, wie die aus dem Süden, in den besseren Norden wollen. Alle suchen sie Frieden, Heimat und einen Ort, an dem sie wieder froh werden. Wir Menschen sind irgendwo immer auf der Suche nach dem Platz, an dem der Ballast abfallen kann. Egal, wie die Situation in der Welt ist, oder die Unruheherde in meinem Leben sind, wir können froh werden. Mitten in Spannungen und dem gefangen sein, in dem was Leben schwer macht, macht Gott fröhlich.

Der Lebensimpuls kommt nicht von innen, aus der Welt, von einem anderen Ort oder besseren Platz, er kommt von außen. Fröhlich oder froh kommt von frei. Mit Gott fällt von uns Gewaltiges ab. Da können wir aufatmen, wo es uns die Luft abschnürt. Da lösen sich die Zwänge des Alltäglichen, da sind wir nicht von der Perspektive unserer Welt abhängig.

Erlösung ist Loslösung zu einem freien, fröhlichen Tag. Gott macht froh, unabhängig wo wir stehen. Er infiziert uns aus seiner unsichtbaren Welt. Der Glaube schafft andere Realitäten. Er löst die Bremsen, für volle Kraft voraus. Da bricht in aller Begrenzung eine gewaltige Lebendigkeit auf.

Ich denke, wir alle brauchen diesen befreienden, frohmachenden Schwung?

Ramba Zamba in der Ruine

Jesaja 52, 9-10
 9  Noch ist Jerusalem ein einziger Trümmerhaufen. Doch ihr Ruinen, singt und jubelt vor Freude! Denn der Herr tröstet sein Volk. Er befreit Jerusalem. 10  Vor den Augen aller Völker greift Gott, der Heilige, nun machtvoll ein. Die ganze Welt ist Zeuge, wie er sein Volk errettet.
 
Ramba Zamba in der Ruine
Frauenkirche Dresden – 45 Jahre mahnender Scherbenhaufen mit verrußten Steinblöcken. Felswüste mitten in der Großstadt. Dem Geist des DDR-Regimes lag an keiner Wiederbelebung, es brauchte eine Wende. Menschen mit Visionen brachten Steine zum leben. Es entstand ein Gotteshaus, ein Konzertsaal, einfach ein Schmuckstück.
Advent ist voller Scherbenhaufen. Hinter Lichterglanz ist mehr Dunkles als Strahlendes. Manch einer stöhnt über die Heuchelei hinter Kerzenschein und sehnt sich danach, wenn nur der ganze Zauber bald wieder vorbei ist. Gestern war Wintersonnenwende, es wird jetzt wieder heller. Ist das alles?
Jesaja spricht von einer ganz anderen Adventswende.
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1. Tot aber nicht hoffnungslos

Noch ist Jerusalem ein einziger Trümmerhaufen.

Das Volk Gottes – am Boden. Die Geschichte von Gott und Menschen, an die Wand gefahren. Die einst Erwählten sind inzwischen namenlose in babylonischer Gefangenschaft. Die blühende Landschaft der Heimat ein Chaos. Die Geliebten sind heimatlos geworden, innerlich ausgehöhlt und von Heimweh krank. Da sind die schönsten Lebenspläne zerbrochen. Da steht vielleicht noch manche fromme Fassade, doch das Dach ist undicht und die Tapete blättert von der Wand.
Wo das Miteinander zu Gott zerbricht, fallen Mauern ein. Wo sich eine Welt von Gott entfernt, trennt sie sich von der Statik, die sie zusammenhält. Das was ohne Gott geschieht reißt Balken aus dem First. Gott und Mensch sind so stark miteinander verwachsen, dass wenn hier etwas auseinanderklafft, nur eine Ruine übrig bleibt. Dort wo Menschen ihr Ding durchziehen, wird die Welt nicht mehr glücklich. Da läuft in Japan täglich tonnenweise verseuchtes Wasser ins Meer. Da weiß Europa nicht mehr wo sie die ganzen Flüchtlinge unterbringen soll. Oder will sich eine Frau vor den Zug werfen, weil sie das Erstickungsgefühl im Hals nicht mehr aushält.
Gott will auf keinen Fall mit Ruinen leben.
 

2. Tot kann lebendig werden

Denn der Herr tröstet sein Volk. Er befreit Jerusalem. 10  Vor den Augen aller Völker greift Gott, der Heilige, nun machtvoll ein. Die ganze Welt ist Zeuge, wie er sein Volk errettet.
Für das Volk Israel, war die Rückkehr damals nicht ganz nach ihrem Geschmack. Wieder zuhause zu sein, war eher ärmlich und mühsam. Sie erfuhren, das Gott-für-uns nicht in einem Triumph, sondern in Hunger und Arbeit.
Inzwischen hat Gottes Ruinenprogramm eine ganz andere Dimension. Christus für Ruinen.  Er ist der Gärtner, der in Ruinen Neues pflanzt. Christus, der wie das Weizenkorn zerrieben wird, wird zum Brot, das Leben weckt. Christus lässt sich zur Ruine machen, damit Brocken da sind, mit denen Gott Neues baut. Die Trümmerhaufen dieser Welt schreien nach Erlösung. Ruinen schreien geradezu nach Christus. Es ist der Schrei der Sehnsucht, nach dem Paradies, nach dem Ausheilen.
Advent ist Christus für die Ruinen.
Advent ist der rote Punkt, die Baufreigabe für Gottes neue Welt. Wenn Gott baut, denkt er nicht nur an die Befreiung Verbannter oder die Herstellung eines neuen Glückszustandes, sondern er baut an einer lebendigen Christus-Gegenwart. Er plant kein schickes Häuschen in dem es allen gut geht und jeder bei Gesundheit und Laune bleibt; er will Christus für den Ruinendreck. Nicht Ruine weg und neue Villa her, sondern Leben in die Ruine hinein.
Wo Advent hinein darf, verwandelt sich der Schotterhaufen zum Palast. Da operiert die gewaltige Macht, die allem Sterben die Angst nimmt. Da trifft Leid auf den, der alles Leid aufgelitten hat. In der Ruine begegnet das Leid seinem Sinn. Da beginnen in Ruinen die Sternstunden. Was auch nur ein bisschen von dieser heilenden Kraft berührt wird, erlebt den Glanz, der jeder Ruine das Trostlose nimmt. Da verschlägt es den Löwen den Magen, die auf einen Daniel in der Grube gehetzt wurden. Da singen die 3 Jünglinge im Feuerofen, der es nicht schafft, sie niederzubrennen.
Wo Christus hereingeholt wird, setzt sich immer das Leben gegen den Zerfall durch.
 

3. Tot kann jubeln

Doch ihr Ruinen, singt und jubelt vor Freude!
Warum sind die Ruinen so still? Werden Schmerzen so leise gelitten?
Es wird Advent, wo das Gebrochene nicht nur die Risse im Boden beklagt sondern in Risse den Weizen fallen lässt. Advent ist keine Vergewaltigung sondern die Befruchtung der Empfangenden. Da dringt in den Glaubenden die Vision von einem neuen Gebäude.
Das geschieht, wo Menschen aufmachen, wo sie sich nicht mehr zudröhnen mit dem Jammer ihres eigenen Schicksals. Beobachten wir uns mal selbst; wie oft sind wir am Tage mit uns und dem Beklagen unseres elenden Zustandes beschäftigt? Da kränken uns lieblose Worte, da belasten uns andere Lebensauffassungen oder hat uns einfach eine Erkältung schachmatt gesetzt. Wer macht sich da nach wohin auf?
Ob es die persönlichen Fragen unseres Lebens sind oder die strategischen Programme für das Überleben in dieser Welt, alle leben vom aufmachen für Christus. Das ist das paradoxe im Advent. Solange die Erde besteht, gibt es keine neuen, harmonischen Umstände, aber immer den Christus, der Neues in die Ruine bringt.
Das ist der Jubel in der Ruine. Hier werden tote Brocken zu lebendigen Steinen. Dieser Jubel ist nicht auf der Erde produziert, es ist Gottes Vermächtnis, das ansteckt. Jubel macht Krach. Jubel ist Verzückung. Jubel ist unüberhörbar. Jubel hat etwas von den Energieentladungen Gottes. Jubel in der Ruine breitet sich in die Welt aus. Da wird Christus für Menschen hörbar, zum Sehen und zum Anfassen. Da werden keine frommen Thesen verstreut sondern mit göttlicher Liebe umarmt, getröstet und gefeiert.
Frohes Jubeln in der Ruine.
Amen.