Sonnenaufgang lässt sich nicht aufhalten

Dem Glaube geht zwanghaft immer wieder die Sonne auf.
„Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen und Freude den frommen Herzen.“

Ps. 97, 11
Tagtäglich schreibt das Leben die Geschichten der Nacht. Wir alle sind doch Könige der Nacht. Da ist viel mehr Schreckendes als Frohmachendes. „Die Nacht schuf tausend Ungeheuer“, wie es Goethe beschreibt. Ich denke an eine Nacht in Karlsruhe. Ich war mit meinem Freund zum wandern unterwegs und wir übernachteten in einer offenen Blockhütte im Wald. Das war eine der schrecklichsten Nächte die ich mir denken kann. Ständig knackte da etwas. Zwischendurch ein Geheule der Nachvögel, ein Ächtzen und plötzlich ein Mann, ein Obdachloser, der auch einen Übernachtungsplatz suchte, dann aber weiter zog. Es war nur dunkel und die ganze Nacht spannungsgeladen. Der Sonnenaufgang war die Erlösung. Allein die Morgendämmerung löste Freude und Erleichterung aus. Mit den Sonnenstrahlen verblassten die Schatten der Nacht.
Wer von Gott gerecht gemacht ist, von ihm in das rechte Licht gestellt wurde, steht dauerhaft in einer Morgenstimmung. Da verlieren die Schrecken ihre Bedrohlichkeit. Da wird die Nacht vom Licht bedroht. Hier kommt nicht von irgendwo ab und zu ein Lichtlein her, hier hat die Nacht ausgegessen. Mit der Krippe, mit Weihnachten, kommt nicht nur ein kleiner Hoffnungsschimmer zur Welt, sondern ein bahnbrechendes Licht, in alles Chaos. Mit Christus sind die Machtverhältnisse zwischen Licht und Dunkel verschoben. Da können die Nächte noch so ächzen und knacken, da ist ein Morgenstrahl, der alle Bedrohung entspannt. Egal wie sehr die Nächte heulen, für den Glaubenden steht ein Stern über der Krippe. Da kommt Freude auf. Wer er Licht sieht, kann Hoffnung haben. Deshalb haben wir uns in der dunkelsten Jahreszeit so viele Lichter in die Häuser, Fenster und Gärten gestellt. Sie zeigen uns und anderen, dass immer ein Licht aufgeht.
Welche Nacht erschreckt uns da noch?